Idee und Text von Elke Leithner-Steiner

Tag der Frauen
Es ist noch früh am Morgen. Der Tag eben erst frisch erwacht. Und doch bin ich bereits an meinem Lieblingsplatz, am Wasserfall im Wald. Selten komme ich so früh am Morgen. Doch heute zog es mich fast magnetisch hierher.
Wieder einmal sitze ich auf einem der großen Steine, die rund um das Becken des Wasserfalls liegen. Gedankenversunken betrachte ich meine im klaren Wasser baumelnden Füße.
Die Sonne scheint bereits angenehm auf meinen Körper und wie so oft genieße ich die stärkende Energie der mich umgebenden Natur hier im heimatlichen Regenwald. „Das wird bestimmt ein schöner Tag!“, denke ich voller Vorfreude.
Da fällt mir wieder die Meldung im Radio ein. Heute ist Weltfrauentag! Und weiter schweifen meine Gedanken zu allen möglichen Frauen, die mir jetzt in den Sinn kommen …
Während ich in meinen Gedanken auch über die Unterschiedlichkeit von Frauenleben staune, gesellt sich still und sanft eine gütige und kraftvolle, bestimmte und liebevolle Präsenz dazu. Ich erschrecke nicht, denn sie ist mir schon vertraut.
Sie ist wie eine weise, innere Freundin und Lehrerin an meiner Seite, die sich ab und an bemerkbar macht, mein Wissen über mich und die Welt erweitert und nur mir bekannt ist.
Ich nenne sie meine Lianenfrau, weil sie die Fähigkeit hat, sich in verschiedene Bewusstseinsdimensionen zu schwingen.
Ihre klangvolle Stimme erfasst nun mein Gewahrsein. Auch wenn ich sie nicht sehen kann, höre ich doch deutlich ihre Worte:
„Guten Morgen, geliebte Benita, ich möchte dir heute Folgendes sagen: Die Frauen dieser Erde haben sich zurückgezogen.
Dieses Verhalten resultiert aus all den bisherigen schmerzvollen Erfahrungen, die sie im Laufe der Jahrhunderte erlitten haben. Also entbehrt die Erde die Frau. Die Erde ist sozusagen frauenlos.
Sie sagt jetzt: Wo seid ihr Frauen? Die Energie dieser Welt hat sich bereits verändert. Also nehmt eure Kraft und Macht wieder in Anspruch! Es ist Zeit!
Jetzt ist eure Zeit des Lebens! Und eure Kraft und Macht ist die Liebe, das Mitgefühl und die Fürsorge gepaart mit der Einsicht, sie mit Weisheit und Sanftheit zu nutzen!“
Diese Sätze tauchen mich förmlich in eine stark vibrierende Klangwolke und plötzlich sehe ich …
Innere Welt
…, wie ich mit kräftigen Schlägen ein kleines Boot rudere. Der große Fluss liegt ruhig da. Er bietet keinerlei Widerstand und lässt mich gewähren.
Nach einiger Zeit laufe ich auf Grund, ziehe das Boot weiter an Land und marschiere zielstrebig in den Wald hinein. Ich scheine diese Gegend gut zu kennen.
Mit eiligen Schritten nähere ich mich einem Baumriesen, dessen unterster Bereich an einer Seite offen und innen hohl ist. Ich betrete den Hohlraum und weiß, dass darin eine geschwungene Holztreppe nach unten führt.
Hastig laufe ich immer weiter nach unten, bis die Treppe plötzlich endet und sich unter mir eine zartblau glitzernde Wasserfläche auftut.
Ohne zu zögern, mache ich einen beherzten Kopfsprung ins Wasser. Es ist angenehm warm und umschmeichelt meine Haut. Fast so, als wollte es mich willkommen heißen.
Ich tauche tiefer, wobei es um mich herum immer heller wird. Schließlich bin ich umgeben von reinem Licht und finde mich im nächsten Augenblick in einem großen, weiß-goldenen Raum wieder.
Aufrecht stehe ich in der Mitte und trage ein langes, festliches, weiß-goldenes Kleid. Zudem bin ich mit kostbaren Juwelen geschmückt.
Die Atmosphäre ist erwartungsvoll feierlich. Gleich findet eine Krönungszeremonie statt. Jetzt sehe ich auch einen Zeremonienmeister mit langem Stab.
Laut räuspert er sich. Dann klopft er mit dem Stab dreimal auf den Boden und sagt langsam und andächtig: „Sprich nur ein Wort, dann wird deine Seele gesund.“ Ich sage instinktiv laut “Ja!“ und füge hinzu: „Ich will!“
Kaum habe ich das gesagt, überkommt mich das Gefühl zu wachsen. Mein Bewusstsein wie mein Körper scheinen sich ins Unendliche auszudehnen. Ich werde riesig. Das Wachsen will gar nicht aufhören.
Während ich bei geschlossenen Augen tief ein- und ausatmen muss, fühle ich eine unglaublich starke Kraft in all meinen Körperzellen. Diese Kraft besteht aus unbändiger Lebensfreude. Diese Kraft besteht aus starkem Mitgefühl.
Diese Kraft besteht auch aus sicherer Zuversicht, aus Geborgenheit, aus Gewissheit und einer tiefen Verbundenheit, Zusammengehörigkeit mit der Natur, der Erde.
Unbeschreiblich und wunderschön! Lange verharre ich in diesem herrlichen Seinszustand der Liebe.
Irgendwann sehe ich mich am Rand einer hohen Meeresklippe stehen. Die Arme weit zur Seite ausgestreckt, das tiefe Blau des Meeres in meinem Blick, den Wind in meinen Haaren, die Sonne direkt in meinem Gesicht, als wollte sie sagen:
„Du bist die Liebe. So ist es!“
Und in mir ist ein einziger Jubel!
Zurück in der Realität
Hier sitze ich also am Wasserfall und fühle mich kraftvoll und riesig!
Auch wenn mein Inneres Erlebnis außer mir niemand wahrnehmen kann, so weiß ich sicher, dass es in mir existiert und meine Innere Wirklichkeit ist. Wie ist das schön!
„Bewahre dir diese Erfahrung im Alltag so oft wie möglich. Bis sie deine Haltung geworden ist!“
Da ist sie wieder, die sanfte Stimme meiner Lianenfrau, „Das ist jetzt Training, Übung. Und du weißt: Entwicklung bedeutet oft zwei Schritte nach vor, einer zurück. Also sei milde und geduldig mit dir!“
Ich muss schmunzeln. Wie gut sie mich doch kennt!
Erkenntnis
Übung macht die Meisterin.
Idee und Text von Elke Leithner-Steiner
Kunst von Birgit Neururer
#01 zum Anfang der Geschichte
Zum Anhören als YouTube Podcast – Das Licht der Lianenfrau
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