#11 Weitsicht

Idee und Text von Elke Leithner-Steiner

Licht der Lianenfrau - Weibliche Kraft leben - Malerei Ausdruck von  Emotion mit Licht, Farbe und Form. Acryl auf Leinwand 60x60 cm birgitneururer.com
Kunst von Birgit Neururer

Wut

Heute hat es Krach gegeben. Mein Mann beschuldigte meine Tochter zu Unrecht, und ich kannte den wahren Sachverhalt.

Als er sich dann aber nicht von seiner Meinung abbringen ließ, bin ich explodiert und habe ihn wütend angeschrien.

Es ärgert mich, dass ich meine Wutenergie nicht besser im Griff habe, auch wenn diese emotionalen Ausbrüche in letzter Zeit deutlich seltener vorkommen.

Über all dies grüble ich nach, als ich rücklings im smaragdgrünen Wasserbecken des Wasserfalls treibe. Heute ist mir hier im schützenden Wald nach schwimmen zumute.

Ich weiß, dass es ungefährlich ist und wie erhofft, kühlt das Wasser ein bisschen mein Gemüt. In all diesen Gedanken verloren, lasse ich mich vom Wasser tragen, als helles Licht mein Gesicht blendet und ich für einen Moment lang nichts sehen kann.

Trost

Blinzelnd erkenne ich, dass meine Lianenfrau auf einem der großen Steine am Beckenrand Platz genommen hat und mich quasi mit ihrem Lichtschein begrüßt.

Ich drehe mich auf den Bauch und schwimme in wenigen Tempi zu ihr, um mich dann auf den warmen Stein neben sie zu legen.

Ich weiß, dass meine Lianenfrau mich jetzt mit ihrem Herzen beobachtet. Vor ihr kann ich nichts verbergen. Sie scheint alles über mich zu wissen, mehr als ich selbst. Ich muss seufzen.

Wer ist dieses strahlende, durchscheinende, weise Wesen wirklich?

Da spüre ich ihre Hand, die sich in die meine schiebt. Die Bedeutung der Geste ist mir sofort klar: „Ich bin bei dir.“

Wie eine Welle erfasst mich ihre Herzenswärme und ich höre sie sprechen:

– „Meine liebe Benita! Alles, was du jetzt wissen sollst, ist, dass der Mensch ein Liebeswesen ist und immer war, mit der Fähigkeit zwar, die Augen zuzumachen und zu schlafen, er aber dennoch immer ein Liebeswesen bleibt.

Negative Emotionen sind das Produkt aus vergangenen Erfahrungen.“

Innere Welt

Ich habe meine Augen geschlossen. Mir ist, als würde ich von einer Energiespirale nach unten gezogen. Es taucht das Bild eines dunklen Kellers vor mir auf. Darin ist eine Frau gefangen.

Der Grund: Sie hat einen Diebstahl beobachtet. Der Täter hat sich so geschickt herausgeredet und die Tatsachen so verdreht, dass sie selbst beschuldigt und letztlich auch mit Freiheitsentzug bestraft wurde.

In der Frau kocht es vor Wut. Sie schlägt mit ihren Fäusten laut schreiend unaufhörlich gegen die versperrte Tür. Aber irgendwann muss sie eingestehen, dass es zwecklos ist und sie doch keiner hört.

Entmutigt sinkt sie zu Boden und beginnt jetzt hemmungslos zu weinen. So lange, bis sie irgendwann erschöpft einschläft.

Später erwacht sie mit dem diffusen Gefühl, nicht alleine zu sein. Und wirklich – vor ihr auf dem Boden sitzt mitten in einem Lichtkegel ein kleines Mädchen und blickt sie mit großen Augen erwartungsvoll an.

Das Kind macht den Eindruck, als warte es, bis die Frau ganz aus dem Schlaf erwacht und sich ihrer misslichen Lage wieder voll bewusst wird.

Weiterhin stumm und beharrlich Augenkontakt haltend hebt das Mädchen irgendwann beide Arme, ballt die Hände zu Fäusten und beginnt, sich auf den Brustkorb zu klopfen. Es dauert eine Weile, bis die Frau versteht, dass sie es dem Mädchen nachmachen soll.

Also klopft auch sie mit den Fäusten zögerlich auf ihre Brust. Das Mädchen lächelt. Verstanden!

Daraufhin erhöht das Kind den Druck und das Tempo. Die Frau ahmt es ihr nach. So sitzen sie einander gegenüber und trommeln sich im gleichen Rhythmus immer stärker auf den Brustkorb.

Nach einiger Zeit spürt die Frau ein Vibrationsfeld, das dadurch um sie und um das Kind entsteht.

Die Schwingungen erfassen den gesamten Kellerraum. Plötzlich bekommen die Wände des Kellers Risse und beginnen zu bröckeln, um letztlich durch den vibrierenden Trommelrhythmus in sich zusammenzufallen.

Helligkeit bricht herein und bald gibt es keine Wände mehr

Da findet sich die Frau auf einer großen, blühenden Wiese wieder. Das Kind ist nicht mehr da. Tief atmet sie die frische Luft und die Weite der Landschaft ein. Irgendwann dreht sie sich um.

Da liegen ruinenartig einige große Gesteinsbrocken. Auf einem steht in roter Schrift geschrieben: Vergangen!

Zutiefst erleichtert wendet sie sich wieder ab und geht jetzt vergnügt mit einem herrlichen Gefühl der Freiheit in der Brust von hier fort.

Zurück in der Realität

Wie ist das fein! Dieses Gefühl der Freiheit kann ich ganz deutlich spüren. Instinktiv kreuze ich die Arme über meiner Brust, als wollte ich es dort festhalten. Von Wut, Ärger, Traurigkeit keine Spur mehr!

Da fällt mein Blick auf die Lianenfrau. Sie schwingt sich schon winkend auf der nächsten Liane davon. Ich winke zurück und erst nach einer Weile erhebe auch ich mich.

Ich freue mich auf zu Hause!

Erkenntnis

Mein Innerstes ist hell.

Idee und Text von Elke Leithner.Steiner

Kunst von Birgit Neururer

#01 zum Anfang der Geschichte

Zum Anhören als Youtube Podcast – Das Licht der Lianenfrau

Lianenfrau. Weiblichkeit. Bewusstsein. Lebensfreude. Persönlichkeitsentwicklung


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