Idee und Text von Elke Leithner-Steiner

Selbstheilung
„Lass uns wieder ein Stück weit gemeinsam gehen!“ Mit diesen Worten kommt mir meine Lianenfrau entgegen, als ich noch auf dem Weg zu meinem Wasserfall bin.
Ohne meine Reaktion abzuwarten, nimmt sie einfach die nächste Abbiegung, die ich, obwohl ich diesen Weg schon so oft gegangen bin, noch nie zuvor gesehen habe.
Wortlos und voller Vertrauen, auch Neugierde, folge ich meiner weisen Inneren Weggefährtin, die es meisterlich versteht, sich von einer in die andere Bewusstseinsebene zu schwingen.
Seit Tagen macht sich wiederkehrend ein beunruhigendes Stechen in meiner Brust bemerkbar. Auch jetzt spüre ich es wieder und lege instinktiv meine Hand auf den Schmerz.
Da wird es vor uns plötzlich ganz schwarz. Die Lianenfrau ergreift schützend meine Hand und gemeinsam gehen wir unbeirrt weiter ins Dunkle hinein.
Innere Welt
Als es wieder heller wird, bemerke ich, dass sich die Landschaft komplett verändert hat.
Vor uns liegt ein Wiesenfeld. Zwischen grünen Grasbüscheln zeigen sich immer wieder braune, kahle Stellen, als wäre das Gras dort vertrocknet oder verkümmert.
Auch ist es unterschiedlich hoch gewachsen. Mal wie zertreten, dann wieder hochaufstehend. Insgesamt wirkt diese Wiese ziemlich verwahrlost und kümmerlich.
Die Lianenfrau fordert mich auf, mich mitten in dieser Fläche niederzulassen. Nur zögerlich folge ich ihrer Anweisung.
Dann erst erkenne ich, dass es auf dieses Feld feine, spitze Dornennadeln regnet. Wieder spüre ich das Stechen im Brustkorb und zucke leicht zusammen.
Die Dornen verletzen die Grashalme. Sie schlitzen sie auf, reißen sie ein oder drücken sie nieder. Einige Grashalme schaffen es mit der Zeit, sich wieder zu regenerieren.
Doch viele haben sich eine Schutzhülle angeschafft und ihr Wachstum eingestellt. Manchmal dringt kühn neues Gras aus dem Boden, bis es auf die stacheligen Nadeln trifft und sich zur Wehr setzen muss.
All dies behindert aber Wachstum und Gedeihen. Da begreife ich mit einem Mal, dass die Grashalme die Dornen selbst erschaffen, weil sie voller Druck auf sich selbst, kontrollierend und selbstzweifelnd sind.
Fragend blicke ich zu meiner Lianenfrau. Sie erklärt:
„Die Grundüberzeugung „Ich muss etwas leisten, um mich selbst lieben zu können“ ist ein krankmachender Weg. Der Körper hält diesen Leistungsgedanken nicht gut aus.“
Das kann ich richtig gut spüren und bin froh, als sie mich schließlich weiterwinkt. Wir setzen unseren Weg fort und biegen nochmals ab, diesmal zur anderen Seite.
Ich stehe nun neuerlich vor einer großen Wiese. Aber anders als zuvor drängt sich saftiges Gras in sattem, kräftigem Grün dicht an dicht aus der Erde und reckt sich freudig dem Himmel empor. Die Grashalme sind kuschelweich und wiegen sich wie choreographiert im leichten Wind.
Ich kann nicht anders als meine Schuhe auszuziehen und barfuß über diese gesunde Grasfläche zu laufen. Mittendrin lasse ich mich rücklings auf den Boden fallen und streiche mit meinen ausgestreckten Armen freudvoll über das weiche Gras.
Der Schmerz in meiner Brust ist wieder stumm.
Da erst fällt mir auf, dass von oben immerzu rosa Blütenköpfe herabschweben, um sich zwischen den Grasbüscheln niederzulassen und ihnen lustvoll Gesellschaft zu leisten.
Diese rosa Blüten versprühen unglaublich viel Lebensfreude und positive Kraft. Fast so, als wären sie nahrhafter Dünger für das Gras. Ich höre ein Lachen und Kichern wie von unbekümmerten Kindern.
Grashalme wie Blüten scheinen sich prächtig zu amüsieren und miteinander wohlzufühlen. Dann erkenne ich, dass es die Grashalme selbst sind, die diese Blüten hervorbringen.
Denn ihre eigene Energie ist voller Lebensbejahung, Zuversicht und Güte und manifestiert sich in rosa Blütenköpfen, die rückkoppelnd nährend und heilsam für die Gräser sind.
Über dieses konstruktive Zusammenspiel schüttle ich voller Bewunderung den Kopf. Meine Lianenfrau hat sich inzwischen neben mich gesetzt und sagt:
„Selbstliebe ruht in sich selbst und hat niemals eine Muss-Mission, sich anzustrengen oder gar diese Erde zu heilen. Sie ist schlicht die tiefe, lichte Freude am eigenen Dasein.
Der Leistungsgedanke aber „Ich muss mich anstrengen, um auf der Erde zu sein“ geht auf den Körper!“
Es geht auf eurer Erde nicht darum, viel zu leisten.
Es geht darum, viel zu sein auf eurer Erde!
Ich genieße die beglückende Atmosphäre dieser herrlichen Wiese und erhebe mich nur widerwillig, als mich meine Lianenfrau nach einiger Zeit auffordert, weiterzugehen.
Ein letztes Mal lasse ich meinen Blick über die Grasfläche schweifen. Die Blütenköpfe sind nicht mehr zu sehen. Sie sind mein Inneres Wissen geworden.
Zurück in der Realität
Wir erreichen wieder den Platz am Wasserfall und plötzlich schwappt eine intensive Welle der Wärme über meinen Brustkorb.
Mir ist, als hörte ich sie in der Ferne fröhlich lachen. Zu sehen ist auch sie nicht mehr, meine wunder-volle Lianenfrau.
Erkenntnis
Es geht auf der Erde nicht darum, viel zu leisten, sondern viel zu sein!
Idee und Text von Elke Leithner-Steiner
Kunst von Birgit Neururer
#01 zum Anfang der Geschichte
Zum Anhören demnächst im YouTube Podcast – Das Licht der Lianenfrau
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