#44 Entscheidung

Idee und Text von Elke Leithner-Steiner

Das Licht der Lianenfrau - Weibliche Kraft leben - Malerei Ausdruck von  Emotion mit Licht, Farbe und Form. Acryl auf Leinwand, 40x120 cm. 
Titel: Licht & Arbeit
von birgitneururer.com
Kunst von Birgit Neururer

Der nächste Tag

Auf diesen Abend habe ich mich schon lange gefreut. Eine Jugendfreundin, die ich ewig nicht mehr gesehen hatte, kam zu Besuch.

Als sie mir ihr Mitbringsel, ein schön dekoriertes Honigglas, überreichte, fiel mir augenblicklich dieser eine Satz der Lianenfrau, wie ich meine Innere Lehrerin und Gefährtin nenne, ein:

Verzeihen ist wie Honig!

Und da das Honigglas während der ganzen Zeit ihres Besuches mitten auf dem Tisch stand, ging mir der Satz auch nicht mehr aus dem Kopf.

Nach vergnüglichen Stunden des Beisammenseins bin ich nun wieder allein. Ich nehme das Honigglas in meine Hand und setze mich auf die Veranda.

Gedankenversunken streiche ich über den stoffenen Deckel und starre vor mich hin. Da quietscht der Schaukelstuhl neben mir. Kurz wende ich meinen Kopf. Unsere Blicke treffen sich flüchtig. Eine Weile atmen wir schweigend miteinander, dann spricht meine Lianenfrau seelenruhig in die Stille hinein:

„Vergeben, ohne es zu fühlen, nützt gar nichts!

Es nützt nichts, zu sagen: „Ich vergebe mir, aber eigentlich bin ich eine dumme Kuh.“ Das füttert nur das eigene Opferszenario!

Es nützt auch nichts, zu sagen: „Ich habe mir vergeben, dann mache ich wieder Blödsinn, dann vergebe ich mir wieder.“ Das ist nur ein Einlullen in die eigene Dunkelheit. Es ist ein Selbstzerstörungssystem!

Deshalb gilt es, das Vergeben mit der Entscheidung zu verknüpfen, jeden Tag mehr zu lieben! Deswegen ist der nächste Tag auch da!

So wie jede Frucht täglich süßer und jedes Korn täglich reifer wird. Entscheide dich jeden Tag:

Heute liebe ich ein Stückchen mehr als gestern!“ 

Ihre Worte dringen wie jedes Mal tief in meine Seele ein, und dann sehe ich vor meinen inneren Augen …

Innere Welt

… eine Frau in langem, seidigem Kleid, welche hoch oben im Freien eines Turmes steht und abwartend die hügelige Landschaft überblickt.

Es ist sehr früher Morgen. Eine kalte Luft streicht über noch schlaftrunkene Wiesen und Wälder. Hie und da ein Vogellaut, sonst ist es weiterhin wie nächtlich still.

Ein innerer Drang nach oben zu gehen, hatte sie aufgeweckt. Sie kleidete sich an und stieg die schmale Treppe hinauf, die ins Freie führt.

Hier oben nun, bemerkt sie rasch, dass die Stimmung der Morgendämmerung eigenartig spannungsgeladen ist.

Da hört sie das Geräusch von sich rasch nähernden Hufschlägen. Sie sieht ein schwarzes Pferd, das zielgenau auf sie zugaloppiert und schließlich wild schnaubend vor ihr zum Anhalten gebracht wird.

Als sie den Reiter wahrnimmt, erschrickt sie und weicht instinktiv einen Schritt von den Zinnen zurück. Er ist gänzlich in schwarz gekleidet mit dunklem Helm und geschlossenem Visier.

Auch wenn sie sein Gesicht dahinter nicht erkennen kann, spürt sie seine Aggression und Bedrohlichkeit. Das Pferd tänzelt unruhig hin und her und bäumt sich immer wieder auf.

Der Reiter jedoch behält das Tier eisern im Griff. Als es sich schließlich beruhigt, blicken Pferd und Reiter zu ihr hoch.

Trotz Beklemmungsgefühl starrt sie entschlossen zurück. Sie weicht seinem verborgenen Blick nicht aus, während die Zeit einige Sekunden lang den Atem anhält.

Dann beobachtet sie, dass der Person wie von unsichtbaren Händen die dunkle Kleidung ausgezogen und der Helm abgenommen wird. Auf dem Pferd sitzt jetzt ein Mann in blutigem Hemd und zerschlissenen Hosen.

Doch sogleich werden auch ihm die Kleider ausgezogen und darunter zeigt sich eine Frau mit gesenktem Kopf und eingefallenen Schultern.

Schicht um Schicht wandelt sich die einstmalige schwarze Reitergestalt immer wieder in andere leidvolle Figuren, bis sie letztlich verblasst, ganz verschwindet und nur mehr das Pferd allein vor ihr steht.

Eine Welle von tiefem Mitgefühl erfasst ihren Körper. Da geht das Pferd plötzlich vor ihr auf die Knie und sie hört den Satz:

„Bitte verzeih mir!“ Aufrichtig antwortet ihr Herz: „Ich verzeihe dir.“

Daraufhin erhebt sich der Rappe, dreht sich um und galoppiert davon, bis sie ihn nicht mehr sehen kann. Intuitiv wendet auch sie sich ab, dreht sich um und blickt jetzt in die andere Richtung. Hinter ihr, im Rücken, spürt sie es friedlich und leicht.

Und was sie nun vor sich sieht, verschlägt ihr fast den Atem.

Mit einem außergewöhnlichen, himmlischen Farbenspiel geht gerade die Sonne auf und verschenkt ihr Licht und ihre Wärme zeitlos an einen neuen Tag.

Zurück in der Realität

Müde, aber glücklich gehe ich von der Veranda wieder ins Haus. Das Honigglas stelle ich an einem gut sichtbaren Platz in der Küche ab. Es ist ab sofort meine Erinnerung, jeden Tag mehr zu lieben!

Erkenntnis

Die Liebe in mir ist täglich vergrößerbar.

Idee und Text von Elke Leithner-Steiner

Kunst von Birgit Neururer

#01 zum Anfang der Geschichte

Zum Anhören als YouTube Podcast – Das Licht der Lianenfrau

Lianenfrau. Frausein. Frauenpower. Weibliche Kraft. Weiblichkeit. Life Coach. Coaching Tipps. Lebensfreude. Bewusstsein. Persönlichkeitsentwicklung.


Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s