Idee und Text von Elke Leithner-Steiner

In Bewegung
Meine Schritte knirschen auf dem Waldboden. Das regelmäßige Rauschen des Wasserfalls wird lauter. Doch heute gehe ich am Wasserfall einfach vorbei, noch tiefer in den Wald hinein. Denn mir ist nach Bewegung zumute.
Irgendwann drehe ich mich spontan um. Die Lianenfrau folgt mir, wer weiß wie lange schon. Ich freue mich und sofort spüre ich wieder großes Vertrauen zu dieser hell strahlenden Lichtfrau.
„Lass uns doch ein Stück gemeinsam gehen“, sagt sie und beginnt zu sprechen:
Es ist die Liebe
„Wisse, der Mensch ist ein Lernender, ein Gehender. Er ist ein Wachstumsprinzip mit der Kernbotschaft: Mensch, nimm immer Energie von dir selbst. Das heißt:
Sorge für dich selbst.
Habe Respekt vor dir selbst.
Ehre dich. Liebe dich.
Du bist ein göttliches Wesen.
Innere Welt
Noch während ich versuche, diese großen Worte wirklich zu erfassen, reicht sie mir eine Liane und schon schwingen wir beide weit, weit nach vorne …
Ich fühle weiches Gras unter meinen bloßen Füßen. Um mich herum tanzen viele bunte Schmetterlinge im Sonnenschein. Spielerisch versuche ich, die Schmetterlinge zu fangen. Geschickt entwischen sie mir. Ihre Leichtigkeit und Fröhlichkeit ist ansteckend. Lachend drehe ich mich immer wieder im Kreis. Bis ich mich schließlich atemlos ins Gras fallen lasse.
Erst jetzt bemerke ich den alten Mann, der mich aus einiger Entfernung beobachtet. Er trägt ein weißes, langes Gewand mit langem Haar und Bart. „Seltsame Erscheinung“, denke ich. Da hebt er seinen Arm und hält mir einen Wanderstab entgegen.
Instinktiv deute ich seine Geste als Einladung, zu ihm zu kommen. Also erhebe ich mich und gehe zu ihm. Sein freundliches Gesicht lässt alles Misstrauen von mir schwinden. „Nimm ihn, du wirst ihn brauchen“, spricht mich der Mann mit dunkler, warmer Stimme an. Ich ergreife verwundert den Stock. Ich weiß nicht, wer er ist und was er von mir will.
Ohne weiteres Wort dreht er sich um und marschiert los. Ich folge ihm. Wir durchqueren schweigend ein kleines Waldstück und dann geht es lange steil bergauf. Der Weg ist beschwerlich, und ich bin nun tatsächlich froh um meinen Wanderstab. Ab und zu erlaube ich mir, kurz stehen zu bleiben, um zu verschnaufen und die herrliche Aussicht wahrzunehmen.
Mein fremder Begleiter scheint keine Mühe zu haben und läuft leichtfüßig voran. Kein einziges Mal dreht er sich nach mir um. Er scheint sich meiner sicher zu sein. Auch wenn er mir unbekannt ist, fühle ich mich mit ihm wohl. Aber seltsam finde ich all das trotzdem.
Nach langer Wanderung sind wir endlich oben. Erstaunt stehe ich jetzt am Rande eines Kraters. Mein Wandergefährte setzt sich und ich tue das auch. Dem Krater entsteigt Rauch.
Beide beobachten wir schweigend die Rauchsäule und wie der Wind sie kunstvoll entzerrt. Ich werde immer ruhiger und ein angenehmes Gefühl der Zufriedenheit breitet sich hier oben in mir aus.
Der Krater hat sich zur Gänze mit Wasser gefüllt. Wann das passiert ist, kann ich gar nicht sagen. Der Rauch ist verschwunden. Ein kleiner Kratersee glitzert da vor meinen Augen, denn die Sonne spiegelt sich tänzelnd darin. Ich bin verwundert und irgendwie angenehm berührt.
Mein Begleiter rutscht nach vorne und lässt seine Füße ins Wasser baumeln. Natürlich mache ich es ihm nach. So erfrischend und so schön! Ich fühle mich pudelwohl. Und dann traue ich meinen Augen nicht: Das Wasser verändert sich zu strahlendweißen, strahlenden Perlen! Tatsächlich, der Krater ist jetzt gefüllt mit unendlich vielen Perlen!
Ich kann mich einfach nicht zurückhalten und lasse mich in dieses wunderschöne, glänzende, von der Sonne beschienene Perlenbad hineinsinken. Ich rudere mit meinen Armen und Beinen, lache und bin einfach nur glücklich. „Wie kostbar“, denke ich. Da höre ich die warme Stimme meines Begleiters: „DU bist kostbar! Kostbar wie diese Perlen!“
Zutiefst gerührt rinnen mir leise Tränen über die Wangen, überschwemmt von einem Gefühl liebevoller Dankbarkeit …
Zurück in der Realität
Etwas zu schwungvoll lande ich auf dem Waldboden. Als ich das Gleichgewicht wieder finde, blicke ich mich um. Ich bin allein. Mit meinen Händen berühre ich meine Wangen. Sie sind tatsächlich nass. Und mein Herz klopft vor Freude.
Es fühlt sich so an, als hätte ich einen großen Schatz wieder-entdeckt. Ich fühle mich richtig stark, innerlich aufgeladen, groß!
Wow – DAS bin ich! SO bin ich!
Mit einem Lächeln im Gesicht mache ich mich mit höher erhobenem Kopf und geraderer Haltung als sonst auf den Weg nach Hause.
Erkenntnis
Innere Bilder sind wahr.
Idee und Text von Elke Leithner-Steiner
Kunst von Birgit Neururer
#01 zum Anfang der Geschichte
Zum Anhören als YouTube Podcast – Das Licht der Lianenfrau
Lianenfrau. Frausein. Frauenpower. Weibliche Kraft. Weiblichkeit. Life Coach. Coaching Tipps. Lebensfreude. Bewusstsein. Persönlichkeitsentwicklung.
Wow, ich hatte beim Lesen das Gefühl voll und ganz dabei zu sein, dass ICH es bin, die mitwandert mit der Lianenfrau und dem alten Mann, die eintaucht in den Perlensee … so schön – danke!
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