Idee und Text von Elke Leithner-Steiner

Zu Hause
Wie es in meiner Kultur üblich ist, habe ich eine enge Bindung zu meiner Familie. Die Großfamilie als starkes Band der Gesellschaft und offenes Buch für deren Mitglieder. Jeder hilft jedem, jeder weiß vom anderen Gutes wie Schlechtes. So bin ich schon aufgewachsen, ich kenne es nicht anders.
Nach der Arbeit bringe ich meinen Eltern öfter noch Essen vorbei, im Gegenzug bekomme ich Schätze aus deren Gemüsegarten. Logischerweise kenne ich all ihre schrulligen Liebenswürdigkeiten ebenso wie ihre nervigen Verhaltensmuster. Ich habe darüber nie groß nachgedacht. So sind sie eben.
Jetzt lasse ich mich etwas erschöpft in den Schaukelstuhl auf der Veranda unseres kleinen Hauses sinken. Es war für mich ein langer Tag. Zum Glück ist mein Mann mit den Kindern noch unterwegs, und ich bin allein.
Mein Blick verliert sich in der wohltuenden Dunkelheit unseres Gartens, während ich in ruhigen Atemzügen die warme Abendluft genieße. Nach einer erholsamen Weile wird die Dunkelheit vor mir plötzlich erhellt, und schon sehe ich meine Lianenfrau vor mir stehen.
„Meine für andere Augen unsichtbare, engelhafte Freundin“, denke ich schmunzelnd, „oder meine Verbündete im Geist, wie sie sich mir vorgestellt hat.“
Ehrlicherweise bin ich unsicher, ob ich jetzt noch Lust auf ihre Ausführungen und Lektionen habe. Das scheint sie zu spüren, denn wortlos und geduldig blickt sie mir direkt ins Gesicht.
Ihrer zauberhaften, engelgleichen Ausstrahlung kann ich mich ohnehin nicht lange entziehen und so werde ich immer neugieriger, was sie mir diesmal zu sagen hat.
Da erreicht mich auch schon ihre gütige Stimme:
Verlust des göttlichen Ur-Taktes
„Wenn der Mensch sich von der Entscheidung, göttlich zu sein, abwendet, kommt es zu einem Verlust des Ur-Taktes und er verliert sich in und identifiziert sich mit seinen Lebensrollen.
Dann wird die Eigenverfassung weniger, Opferhaltung und alle Ego-Konzepte treten auf. Es kommt zu einem Mangel an Eigenliebe.
Der Mensch generiert nicht mehr genügend Energie aus sich selbst und benutzt andere, um sich zu nähren. Unheilvolle Verstrickungen nehmen ihren Lauf.“
Dann spielt sich vor meinen Augen folgendes ab:
Innere Welt
Ein jugendliches Mädchen kniet kopfschüttelnd auf einer Wiese. Direkt vor ihr fließt ein kleiner Bach, auf dessen anderer Seite ist es anziehend hell. Das Mädchen will auf diese andere, leuchtende Seite des Baches, was eigentlich auch leicht möglich wäre. Doch aus irgendeinem Grund kann sie sich nicht bewegen und wird zurückgehalten.
Hinter dem Mädchen, am Rande der Wiese, dort wo ein Wald beginnt, zeigt sich nun ihre Mutter. Die Frau wirkt irgendwie hilflos, wackelig auf den Beinen und ruft ihr zu: „Ich brauche dich. Du darfst nicht gehen! Ich habe dir das Leben geschenkt. Das bist du mir schuldig! Ich brauche dein Licht!“ Die Mutter bricht zudem in Tränen aus, „Verlass mich nicht!“
Da durchtrennt plötzlich eine dicke, gelbe Zackenlinie die Wiese zwischen Tochter und Mutter. Die gelbe Farbe zerläuft einseitig zur Mutter hin und ergießt sich bis unter ihre Füße. Sie steht jetzt quasi auf gelber Farbe. Die Hälfte der Wiese ist gelb.
Als könnte die Farbe zur Mutter sprechen, höre ich: „Ich bin immer bei dir. Wo du gehst, bin ich auch!“ Dann fließt die gelbe Farbe von den Füßen aufwärts in den ganzen Körper der Mutter.
Daraufhin spürt die Frau erstmalig festen Boden unter ihren Füßen. Sie bekommt viel mehr Halt. Gestärkt richtet sie jetzt ihren Rücken gerade. Sie probiert Schritte in alle Richtungen, überall folgt ihr auch das gelbe Licht.
Erleichtert und glücklich ruft sie der Tochter zu: „Lebe wohl und danke – ich habe das Licht!“ Die Tochter antwortet zurück: „Lebe wohl und danke – ich habe das Leben!“
Das Mädchen erhebt sich und springt mit Leichtigkeit über den Bach in die helle Landschaft. Dort empfängt sie ein tiefes Gefühl von Freude und Authentizität. „Hier gehöre ich ganz mir!„, tönt es laut in die Landschaft.
Zurück in der Realität
Jetzt blicke ich wieder in die abendliche Dunkelheit meiner vertrauten Umgebung. Diesmal weiß ich schon, dass das ganze Szenario etwas mit mir und meinem Leben zu tun hat.
Ich habe wohl lange Zeit unbewusst Energie verloren bzw. nicht genutzt – und nun wieder angedockt! Ich atme tief ein und aus, um diesen Gedanken ganz zu erfassen. In mir fühlt es sich richtig gut, so zufrieden an! Und beim Gedanken an meine Mutter freue ich mich auch für sie. Ich bin richtig erleichtert!
Ich höre Geklapper an der Tür. Meine Familie ist nach Hause gekommen …
Erkenntnis
Innere Ordnung ist heilsam.
Idee und Text von Elke Leithner-Steiner
Kunst von Birgit Neururer
#01 zum Anfang der Geschichte
Zum Anhören als YouTube Podcast – Das Licht der Lianenfrau
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